Wertschätzung und Verschwendung von Lebensmitteln

Ein Modul zur nachhaltigen Ernährungsbildung

"50 Prozent aller Lebensmittel werden weggeworfen: Jeder zweite Kopfsalat, jede zweite Kartoffel und jedes fünfte Brot. Das meiste davon endet im Müll, bevor es überhaupt den Verbraucher erreicht. Und fast niemand kennt das Ausmaß der Verschwendung.

Wer macht aus Essen Müll? Welche Folgen hat die globale Nahrungsmittel-Vernichtung für das Klima? Und für die Ernährung von sieben Milliarden Menschen?" (http://tastethewaste.com/info/film)

Dieses Zitat aus dem Film "Taste the Waste" von Valentin Thurn verweist auf ein bisher zu wenig beleuchtetes Problem im Ernährungsbereich: Muss wirklich die Hälfte der erzeugten Lebensmittel weggeworfen werden, damit wir in den Supermärkten stets alles und in immer gleicher Qualität zur Verfügung haben? Welche Wertschätzung bringen wir unseren Lebensmitteln überhaupt noch entgegen? Welche Folgen haben die festgelegten Normen für die Produktion von Lebensmitteln, welche die alltäglichen Einkaufsentscheidungen der Verbraucherinnen und Verbraucher? Welche Verantwortung wird den privaten Haushalten und ihren Lebens- und Ernährungsstilen zugeschrieben? Diese und viele weitere Fragen können im Zusammenhang mit der Thematik gestellt werden.

Bereits 2010 hat deshalb Minister Johannes Remmel einen Runden Tisch "Neue Wertschätzung von Lebensmitteln" ins Leben gerufen mit dem Ziel die verworfene und weggeworfene Menge an Lebensmitteln deutlich zu reduzieren. Dabei spielen auch Fragen der Ressourcenschonung, des Klimaschutzes und der Bildung eine große Rolle – alles Fragen die zeigen, das die Verschwendung von Nahrungsmitteln und Fragen der Nachhaltigkeit eng zusammenhängen.

Das hier vorgestellte Modul soll deshalb für Lehrerinnen und Lehrer in Nordrhein-Westfalen eine Hilfestellung sein, das Thema Wertschätzung und Verschwendung von Lebensmitteln als einen Beitrag zur nachhaltigen Ernährungsbildung im Unterricht zu behandeln.

Ernährungsbildung hat heute mehr als je zuvor – neben der Vermittlung gesundheitsförderlicher Verhaltensweisen und der kulinarisch-ästhetischen Bildung – auch die Aufgabe zur Entwicklung nachhaltiger Ernährungsweisen und Ernährungsstile beizutragen. Gerade diese letztgenannte Aufgabe soll moderne Kulturkompetenzen im Bereich Ernährung zur Übernahme von Verantwortung, zur Teilhabe an gesellschaftlichen Prozessen etc. in einer globalen Welt vermitteln, in der Menschen oftmals jeglichen direkten Bezug zu Lebensmitteln verloren haben.

Wertschätzung der Lebensmittel und der in ihnen enthaltenen Arbeit ist in den reichen Industriestaaten immer mehr Menschen fremd. Zu groß ist das Angebot, zu voll sind – auch spät abends noch – die Regale der Supermärkte, Bäckereien, Discounter usw. Lebensmittel werden von "Konsumenten aufgrund falscher Einkaufsplanung und einer falschen Einschätzung des "best before date" bzw. "MHD" weggeworfen" (Rede von Minister Johannes Remmel beim 2. Runden Tisch "Neue Wertschätzung für Lebensmittel"). Was nicht der Norm entspricht, wird weggeworfen und entsorgt – im Haushalt und im Handel. Vieles kommt gar nicht erst in die Geschäfte.

Ein veränderter und bewussterer Umgang mit den erzeugten Lebensmitteln, die Kenntnis über den Weg eines Lebensmittels entlang der Wertschöpfungskette, der Erwerb von Basiskompetenzen hinsichtlich Einkaufsplanung, Lebensmittelkennzeichnung (u.a. Mindesthaltbarkeitsdatum), Lagerung von Lebensmitteln und Zubereitung von Speisen, der Abschied von den Idealmaßen einer Kartoffel oder eines Apfels, gehören zu den spannenden Aspekten, die im Unterricht diskutiert, analysiert und bewertet werden sollten. Die Folgen des eigenen Handelns und auch des Handelns anderer abschätzen zu können, Verantwortung für das Handeln zu übernehmen und nach Handlungsalternativen zu suchen – auch und gerade in alltäglichen Lebenssituationen wie dem Umgang mit Nahrungsmitteln sollte auch in der Schule gelernt werden.

Dieses Modul soll Lehrerinnen und Lehrer dabei unterstützen. Sie finden hier didaktische Orientierung und ausgearbeitete Lernmodule für den Unterricht von der Primarstufe über die Sekundarstufe I bis hin zur Sekundarstufe II. Das Modul Wertschätzung und Verschwendung von Lebensmitteln ist in erster Linie ein "Werkzeugkoffer" für Lehrerinnen und Lehrer.

Das Modul ist gegliedert in viele didaktische Bausteine, die den Lehrerinnen und Lehrern Anregungen für die Gestaltung ihres Unterrichts geben. Die Bausteine sind schwerpunktmäßig konzipiert für die Klassenstufen 3 und 4 der Grundschule, die Klassenstufen 7 und 8 der Schulen in der Sekundarstufe I und für die Jahrgangsstufen 11 und 12 der Sekundarstufe II. Diese Zuordnung ist aber nur als Empfehlung zu verstehen. Die didaktischen Bausteine können auch in anderen Jahrgangsstufen – je nach Leistungsvermögen und Kenntnisstand der Schülerinnen und Schüler – genutzt werden. Die einzelnen Bausteine können in unterschiedlichen Fächern, als Bestandteile von Projekttagen oder -wochen und im Ganztagsbereich eingesetzt werden.

Bitte beachten Sie unbedingt die Hinweise zu den Fotos!

 

Bausteine des Moduls Wertschätzung und Verschwendung von Lebensmitteln

Die Bausteine sind zu verstehen als einzelne Elemente, die sich ergänzen, aber trotzdem nebeneinander stehen können. Durch Klicken auf den Baustein wird die entsprechende Datei geöffnet.

 

Arbeitshinweise

Wie Sie mit den Bausteinen arbeiten können

Zielsetzung des Moduls "Wertschätzung und Verschwendung von Lebensmitteln" ist die Unterstützung von Lehrkräften bei der Vermittlung eines bewussteren und reflektierten Umgangs mit Lebensmitteln im privaten Haushalt, dabei wird auch über die kritische Betrachtung der Lebensmittelerzeugung, des Handels und der Entsorgung (Wertschöpfungskette) eine Auseinandersetzung mit den gewachsenen Strukturen bis hin zur Frage nach den Folgen für andere Teile der Welt angestrebt. Die didaktischen Bausteine folgen dem REVIS-Referenzrahmen und der bei REVIS entwickelten Konzeption von Ernährungs- und Verbraucherbildung (vgl. http://www.ernaehrung-und-verbraucherbildung.de/).

 

Zum Aufbau der Bausteine

Ausgehend von konkreten Lebenssituationen der Schülerinnen und Schüler oder von zentralen Etappen der Wertschöpfungskette von Lebensmitteln beinhaltet das Modul zahlreiche didaktische Bausteine, die jeweils in die Phasen Einführung, Problematisierung und Umsetzung gegliedert sind.

Innerhalb der Phasen werden verschiedene Methoden-, Medien- und Materialangebote zur Bearbeitung im Unterricht vorgestellt, damit sollen Anregungen zum Einsatz im Unterricht und zur Entwicklung eigener Ideen gegeben werden. Komplett durchgeplante Unterrichtsreihen sind hier nicht zu finden.

 

Informationsmaterialien für die Lehrkräfte

Innerhalb der Bausteine sind jeweils Informationen für Lehrerinnen und Lehrer mit wesentlichen Sachinformationen z. B. über Handelsklassen und -normen, über das MHD oder das Verbrauchsdatum sowie über richtige Lagerung von Lebensmitteln im privaten Haushalt, über rechtliche Hintergründe oder über Studien zur Lebensmittelverschwendung zu finden. Diese Infos sollen denjenigen den Einstieg in die Thematik erleichtern und diejenigen zu weiterer Recherche anregen, die bisher keinerlei schulische Erfahrungen mit der Thematik hatten.

Je nach Voraussetzungen und Erfahrungshorizont der Lerngruppe können die Infomaterialien auch entsprechend aufbereitet bzw. gekürzt auch direkt für die Schülerinnen und Schüler zur Verfügung gestellt werden. Die Informationsmaterialien stehen als Links oder als ausgedruckte Dateien zum Vervielfältigen zur Verfügung.

 

Arbeitsmaterialien für die Schülerinnen und Schüler

Innerhalb der Bausteine finden sich verschiedene thematische Angebote mit Arbeitsmaterialien für die Schülerinnen und Schüler. Die Arbeitsmaterialien stehen als veränderbare Dateien zum Download zur Verfügung. Per Klick öffnet sich beispielsweise das gewählte einzelne Arbeitsblatt in einem neuen Fenster und kann dort bearbeitet oder heruntergeladen werden.

Die Arbeitsmaterialien für Schülerinnen und Schüler sind als Anregungen zur Weiterentwicklung, Anpassung und Veränderung zu verstehen. Die Veränderung und Anpassung an die jeweiligen Zielsetzungen sind ausdrücklich erwünscht!!

 

Einsatzmöglichkeiten der Bausteine

Die Themen der Bausteine sind z. B. in Unterrichtsfächern wie Hauswirtschaft, Wirtschaft, Arbeitslehre, Gesellschaftslehre, Sachunterricht, Geografie, Geschichte und Religion usw. im Einklang mit den Lehrplänen und Richtlinien in Nordrhein-Westfalen einsetzbar. Je nach der zur Verfügung stehenden Unterrichtszeit können alle Bausteine ausführlich oder nur einige wenige ausgewählte Bausteine bearbeitet werden.

Die Bausteine sind so konzipiert, dass sie unabhängig voneinander im schulischen Unterricht eingesetzt werden können, sie können aber auch miteinander vernetzt und kombiniert werden.

Die Zuordnung der didaktischen Bausteine zu den unterschiedlichen Jahrgangsstufen ist nur eine Empfehlung. Inwieweit Bausteine für eine Klasse geeignet sind, kann die Lehrperson vor Ort am besten beurteilen. Außerdem können einzelne Bausteine durch geringfügige Überarbeitung für unterschiedliche Jahrgangsstufen angepasst werden.

 

Projekttage und Projektwochen1

Um alle oder mehrere Module der Arbeitshilfe intensiv durchzuarbeiten können besonders Projekttage oder -wochen genutzt werden.

In einer Projektwoche können die meisten Bausteine bearbeitet werden. Ob alle oder einige ausgewählte Bausteine bearbeitet werden, hängt davon ab, wie ausführlich in die jeweilige Thematik eingestiegen werden soll, wie viele außerschulische Institutionen besucht oder erkundet werden usw. In einer Projektwoche ist auch mehr Zeit für die selbstständige Erarbeitung von Wissen rund um die Thematik durch die Schülerinnen und Schüler vorhanden, d.h. auf Lehrervorträge kann weitgehend verzichtet werden. Im Projekt können vermehrt Erkundungen und Rollenspiele sowie biografische verfahren eingesetzt werden, da der zeitliche Rahmen nicht an den 45-Minuten-Takt gebunden ist.

Als mögliche Projektergebnisse bzw. Produkte können z. B. Wandzeitungen, Ausstellungen oder "Ratgeber" von den beteiligten Jugendlichen erstellt werden, die der Schulöffentlichkeit und darüber hinaus präsentiert werden können.

 

Literaturauswahl zum Projektunterricht

Die folgenden Titel sind nur eine kleine Auswahl zum Thema Projektunterricht und erheben nicht den Anspruch auf Vollständigkeit. Sie sollen lediglich, denjenigen, die bisher noch keine oder nur wenig Erfahrungen mit dem Projektunterricht gemacht haben, eine erste Hilfestellung sein.

  • Bastian, J. (Hg.): Theorie des Projektunterrichts, Hamburg 1997
  • Bastian, J., H. Gudjons (Hg.): Das Projektbuch, Hamburg, 4. Aufl. 1994
  • Bastian, J., H. Gudjons (Hg.): Das Projektbuch II, Hamburg aktuelle Aufl. 2006
  • Frey, K.: Die Projektmethode. Der Weg zum bildenden Tun, Weinheim, aktuelle Aufl. 2005

 

1 Es werden in dieser Unterrichtshilfe keine Vorgaben bzw. Ablaufvorschläge für Projekte gemacht, da dies dem Projektgedanken widerspricht und Sie als Lehrkräfte bevormunden würde. Die folgenden Hinweise sind deshalb nur als Anregung zum Weiterdenken und als Ermutigung zur kreativen Entwicklung eigener Ideen im Umgang mit der Thematik zu verstehen.

[Stand: 19.06.2012]

Kooperationspartner

Universität Paderborn

Logo der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen


Das Projekt wurde gefördert durch das

Ministerium für Klimaschutz, Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz des Landes Nordrhein-Westfalen

Didaktische Konzeption des Moduls

Hintergrundpapiere

Studiensteckbriefe